April 29, 2009

Heraus zum 16... nein, erstmal zum 1. Mai!

Immerhin spielen André Mergenthaler (ex-Univers Zéro und Art Zoyd), das Haïdouti Orkestar und viele weitere Bands in der Abtei Neumünster.

In anderen Herren Länder mag man sich ja dem Aufruf der "reformistischen" Anarchosyndikalisten anschließen...

April 25, 2009

Frauen spielen (mit) Motörhead

Girlschool - Bomber (Das Video lässt sich wohl am besten als "Porno für Antideutsche" beschreiben).



Und als Bonus zur Motörhead-Coverversion noch der gemeinsame Auftritt von Girlschool und Motörhead im Musikladen 1981: Please don't touch


April 23, 2009

Was ist eigentlich "Linkslibertarianismus"?

"brainpolice2" hat sich an einer Definition versucht.

April 21, 2009

Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät?

"Et gëtt héich Zäit", so lautet der sinnige Wahlkampfslogan der luxemburger Linken, denn: "Der Kapitalismus ist überholt." (S.5 des Wahlprogramms von Déi Lénk). Wer sich jedoch von einer Partei, die so selbstbewusst ist, dass sie über sich selber schreibt: "Déi Lénk: Wenn es sie nicht gäbe, müsste man sie erfinden." (S.4), erwartet ein gänzlich neues, postkapitalistisches Wirtschaftssystem präsentiert zu bekommen, wird schnell eines Besseren belehrt: die großspurig angekündigten "antikapitalistischen Strukturreformen" (S.6) beschränken sich auf eine Kritik der "einseitigen Ausrichtung auf den Finanzsektor" und die Forderung nach "Diversifizierung" der luxemburgischen Wirtschaft, u.a. durch den Einstieg in "neue Umwelttechnologien". Also in etwa das gleiche, was alle anderen Parteien ebenfalls fordern. Allenfalls bedauert Déi Lénk stärker als andere politische Kräfte die "Desindustrialisierung" des Großherzogtums (S.5). Für die Linken gilt es im Gegenteil den Finanzplatz auf seine Kernbereiche zu reduzieren, indem die "Bankprodukte (...) vordringlich auf die Unterstützung der sozialen Bedürfnisse und der Realwirtschaft" ausgerichtet sein sollen, womit "ganze wirtschaftliche Aktivitäten aus der Abhängigkeit des Bankenkapitals" (S.6) befreit würden. In anderen Worten: das raffende Kapital soll zugunsten des schaffenden Kapitals verdrängt werden, denn: "Im regionalen Raum Luxemburg kann nicht nur Handel getrieben werden, es müssen auch Waren produziert werden." (S.6)

Als wenn der Begriff "Ware" nicht bereits Austausch, d.h. "Handel" voraussetzen würde. Sind "verbriefte Kredite" (S.3) etwa keine Waren? Déi Lénk scheinen unter einer besonders absonderlichen Form des Warenfetischismus zu leiden, insofern sie sich hier nur materielle Dinge als Waren vorstellen können. Vielleicht ist auch die etwas merkwürdige Forderung einer "prinzipiellen Legalisierung des File-Sharing (...) unter strenger Wahrung (...) der Autorenrechte" (S.42) - d.h. die Forderung des Status quo, denn File-Sharing ist bekanntlich nicht "prinzipiell" verboten, sondern eben nur die während des File-Sharings auftretenden Verletzungen der Urheberrechte - auf diese Fixierung am Materiellen zurück zu führen. Dies könnte auch erklären, wieso das eigentliche Problem das sich im Bereich der genmanipulierten Organismen stellt, nämlich die Frage was man eigentlich patentieren kann und welche Abhängigkeitsverhältnisse und Mehrkosten durch Patente entstehen können, im Programm der Linken nicht tangiert wird, sondern GMOs vielmehr per definitionem als böse, als "Risiko für Mensch und Natur" (S.29) abzulehnen sind, und offenbar nicht Patente, sondern die bloße Existenz eines gentechnischen Eingriffs in die gottgegebene Ordnung den "Bauern des Südens" an Monsanto ketten.

Gentechnikfrei soll natürlich auch der "Anbau von Obst und Gemüse" (S.30) sein, den Déi Lénk, wie übrigens auch die KPL, als Zukunftschance für Luxemburg entdeckt hat. Beklagt Déi Lénk am Anfang die Desindustrialisierung, so befürwortet sie diese jedoch im Bereich der Landwirtschaft, und richtet sich gegen die "quasi industrielle Produktion von Nahrungsmitteln" (S.29). Nicht nur das Bankwesen soll also "back to basics" geführt werden, sondern auch die Landwirtschaft, verbunden mit einer Rückbesinnung auf die Industrie, die durch einen "öffentlichen Finanzierungspol" (S.6) durchgefüttert und dadurch erhalten bleiben soll. Eigentlich ein im Kern zutiefst konservatives Programm, das uns hier als Überwindung des Kapitalismus verkauft werden soll.

Inwieweit die Rückkehr der sogenannten "Realwirtschaft" jedoch das, neben dem Recht auf Arbeit, eingeforderte "Recht auf selbstbestimmtes Leben" verwirklichen soll, bleibt mir zumindest schleierhaft. Ich kann an der Existenz des Industriearbeiters, selbst in unserem hochtechnisierten Zeitalter, wenig "selbstbestimmtes" oder emanzipatorisches erkennen (wie "demokratisch" man das Betriebsleben auch gestalten will); für Generationen von Industriearbeitern lag die Hoffnung auf Emanzipation eher darin, dass ihre Kinder und Enkel diesem Schicksal entfliehen. Kevin Carson schreibt meines Erachtens zu Recht: "The factory system, throughout history, has been possible only with a work force deprived of any viable alternative." (Studies in Mutualist Political Economy, 2007, S.136). Wer wäre diese Arbeitskraft, nachdem Déi Lénk die absolute Mehrheit erreicht? Die ehemaligen Banker? Machen wir uns nichts vor, vermutlich wären es Migranten, die sich als Fabrikarbeiter oder meinetwegen auch als Saisonarbeiter im Obst- und Gemüseanbau abrackern könnten, während die Luxemburger noch stärker als bisher im öffentlichen Dienst unterkommen würden.

Rätselhaft scheint mir desweiteren auch wie diese Rückbesinnung auf die Industrie mit der "ökosozialistischen Alternative" (S.32) zusammen gehen soll, die Déi Lénk als "Lösung" für den Klimawandel präsentieren, der vom Kapitalismus - da Prinzip der Profitmaximierung - nicht "gemeistert" (S.33) werden könne (obwohl Energiekonzerne schon seit Jahren vorführen, wie man mit der "Bekämpfung des Klimawandels" durchaus anständige Gewinne machen kann). Wohlweislich verzichten die Linken in ihrem Wahlprogramm darauf, ein verbindliches Emissionsabbauziel zu benennen, jedoch kritisieren sie (S.32) das Kyoto-Protokoll als zu bescheiden und den Emissionshandel als "neoliberales Unding" (schon wieder diese Haftung am Dinglichen...). Liegt die Lösung bloss darin, dass sich die "Fusion der Begehren des Salariats [für die deutschsprachigen Leser: d.h. die Lohnarbeiter bzw. die "Arbeitnehmerschaft"], der Bauern des Südens und der Umweltbewegungen" vollzieht? Wie lässt sich diese "Fusion" aufrecht erhalten, wenn, sagen wir mal, auf Druck der Umweltbewegung im reichen Westen, ein Unternehmen beschliesst seine Produktionskapazitäten im Westen abzubauen, Tausende Leute zu entlassen, um den gleichen Betrieb dann in einem Entwicklungsland ohne vergleichsbare Umweltgesetzgebung wieder aufzubauen, und da den hungernden, landlosen Bauern als Alternative zu ihrer aussichtslosen Existenz immerhin einen im lokalen Vergleich gut bezahlten, evt. sogar halbwegs abgesicherten Arbeitsplatz anbieten kann? Lassen sich dann noch die Interessen der drei Gruppen unter einen Hut bringen?

Soll es, wie es Déi Lénk fordern, die "weltweite Verstaatlichung der Produktion und Verteilung von Energie" schon von selber richten, da nur sie einen "schnelleren Ausstieg aus der fossilen Energiegewinnung" (S.33) garantieren kann (wie staatliche Erdölunternehmen von Saudi-Arabien bis Venezuela es uns täglich vorführen)? Überhaupt erscheint der Staat für die luxemburger Linke, in unserer postneoliberaler Zeit verständlich, als die Lösung; staatliche Prärogativen sollen als Reaktion auf die Krise rundum gestärkt werden, von der völligen Abschaffung des Bankgeheimnisses zwecks effizienterem Zugriff auf mögliche Steuergelder bis hin zur Lizenz zum Gelddrucken (pardon: die EZB soll "unter die Kontrolle gewählter Vertreter kommen", S.7). Bisweilen wirkt diese Fixierung auf den Staat fast wie das negative Spiegelbild eines karikaturalen marktgläubigen Neoliberalen; z.B. muss sich Déi Lénk selbstverständlich für einen "öffentlich-rechtlichen Fernsehsender mit vielfältigem Angebot" stark machen, auch wenn die Nachfrage dafür wohl nicht grösser sein wird als für das existierende öffentlich-rechtliche Radio.

Zugleich tritt Déi Lénk vehement gegen den "Big Brother"-Staat ein; wenn auch sonst der Staat immer mehr Macht bekommen soll, so darf es auf keinen Fall zur Vorratsdatenspeicherung und zur Kameraüberwachung, zumindest nicht zur "ausufernden" (S. 37), kommen. Nun wird der Sympathisant der Linken mir gegenüber einwenden, dass es ja durchaus auch darum gehe, demokratische Strukturen auszubauen und zu stärken, die im Programm vorgesehene staatliche Kontrolle demokratisch legitimiert sein soll, usw. So soll vor allem, im Unterschied zum heutigen demokratischen System, der "Einfluss mächtiger, nicht demokratisch legitimierter Interessegruppen (Kirchen, Wirtschaftslobbys...)" (S.44) ausgeschaltet werden. Gleichzeitig sollen die "Organisationen der 'Zivilgesellschaft' (Gewerkschaften, NGOs) (...) stärker in die Entscheidungsprozeduren eingebunden werden" (S.44). Ja, aber, sind Gewerkschaften nicht auch irgendwo mächtige Interessengruppen? Und wer hat Greenpeace eigentlich demokratisch legitimiert? Hier läuft das Programm der Linken eigentlich darauf hinaus zu sagen: unter unserer Mehrheit wird es nur noch politischen Einfluss seitens jener Interessengruppen geben, die wir mögen.

Überspringen wir den aussenpolitischen Teil (auch wenn man da unter anderem erfährt, dass es im Falle eines Wahlsiegs von Déi Lénk zur "Schaffung eines unabhängigen, lebensfähigen palästinensischen Staates mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt", S.49, kommen wird), und kommen gleich zum Fazit: wohl kaum eine andere bei den Wahlen antretende Partei wird ihrem eigenen Anspruch so wenig gerecht wie Déi Lénk. Sie beansprucht als einzige politische Kraft "grundsätzliche Fragen" (S.3) aufzuwerfen; tatsächlich stellt sie, im Vergleich zum historischen Fundus der verschiedenen Strömungen der Linken in deren Tradition sie sich wähnt, so gut wie gar nichts grundsätzlich in Frage: weder Staat noch Geld noch Eigentumsordnung noch Lohnarbeit. Sie beansprucht den Kapitalismus durch "antikapitalistische Strukturreformen" zu überwinden; ihr Programm läuft auf den Entwurf eines gestutzten, konsensfähigeren, nachhaltigeren, krisenfreien, d.h. letztlich stabileren Kapitalismus hinaus. Lediglich einen selbstgestellten Anspruch kann das Programm erfüllen: "Selbstverständlich haben auch wir nicht auf alle Fragen eine fertige Antwort. Die Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Entwicklung und der konkreten Politik ist auch ein Lernprozess, der weitergeht." Hoffentlich.

April 20, 2009

Noch mehr Fuzzbox

Als Zugabe zu Samstag, hier auch die zweite Single von Fuzzbox:
We've got a Fuzzbox and we're gonna use it! - Love is the slug



Die Achtziger waren schon irgendwie schön und schaurig zugleich.

April 19, 2009

Planopoly (will haben!)

Ein schönes Portrait von Andreas Steinbach, dem Erfinder des Planopoly, einer an die Planwirtschaft der DDR angelehnten Version des Monopoly (leider nicht im Handel erhältlich!), aus der gestrigen Erstausgabe der SonnTaz.

Ceterum censeo dass das neue Layout der taz stinklangweilig ist.

April 18, 2009

Frauen ohne Regel

We've got a Fuzzbox and we're gonna use it! - Rules and Regulations


April 11, 2009

Frauen mit Fiedel

The Deadly Nightshade - Keep on the sunny side of life


Die Woche der Auferstehungen: Ostern

Nach Beda Venerabilis (ca. 673-735) ist das Osterfest nach der angelsächsischen Fruchtbarkeitsgöttin Eostre oder Eastre benannt, der Monat April ist dementsprechend der "Eostur-Monath". Jakob Grimm, die eine Hälfte der Gebrüder Grimm, macht aus Eostre (die für manche auch eine Erfindung Bedas ist, so liest man im deutschsprachigen Wikipedia: "Die Existenz dieser Göttin wird von vielen heutigen Wissenschaftlern jedoch bestritten oder zumindest stark angezweifelt." Also ehrlich gesagt, hätte ich so meine Probleme mit einem "Wissenschaftler", für den Eostre real existiert!) die germanische Göttin "Ostara", nach der später Lanz von Liebenfels seine antisemitischen Hefte benennen wird, die ein junger Adolf Hitler begierig aufsaugt. Wie dem auch sei, heute wird Ostara von der Wicca als kleinerer Sabbat am 21. März (Frühlinganfang) begangen.

Dass auch Ostern in diesem Zeitraum gefeiert wird, hängt nicht in erster Linie damit zusammen dass Jesus, nach den meisten christlichen Überlieferungen zumindest, während des Passah-Festes gekreuzigt wurde (nach dem Koran ist Jesus, Sohn von Miriam, der Schwester von Aaron und Moses, nicht am Kreuz gestorben; nach dem jüdischen Toledoth Jeschu ist Jesus zwar auch während des Passahfestes gestorben, jedoch gehängt worden - etwa 90 Jahre vor den Geschehnissen von denen in den Evangelien berichtet wird); eher ist es umgedreht: Jesus ist zum Frühlingsanfang gestorben, weil sein Tod und seine Auferstehung Motive von allen Fruchtbarkeitsgöttern und -göttinnen aufgreift, die ganz einfach den zyklischen Charakter der Jahreszeiten symbolisieren, das Vergehen und neue Aufblühen der Natur, die bevorstehende neue Ernte, die jedes Jahr auf ein Neues von den höheren Mächten erbittet werden muss. Robert M. Price berichtet irgendwo von einer griechischen Bäuerin, die bei einem Passionsspiel für die Auferstehung des HErrn betet, da sie fürchtet, dass ohne Jesus' Entsteigen des Grabes (wobei Jesus in vielen orthodoxen Darstellungen, wie Herakles, Tammuz et al. in den Hades hinabsteigt) die Ernte ausfallen würde. Price gesteht der Frau zu, Sinn und Zweck des Osterfestes besser verstanden zu haben, als alle christliche Theologie, die sich vor allem dadurch auszeichnet, etwas sehr simples so sehr symbolisch zu überfrachten, dass die ursprüngliche Bedeutung des Festes überdeckt wird - obwohl gerade in unserem Kreis Osterei und -hase noch recht eindeutige Hinweise auf den ursprünglichen Charakter von Ostern als Fruchtbarkeitsfest, als Feier des beginnenden Frühlings geben.

In diesem Sinne: frohe Ostern!

April 10, 2009

Die Woche der Auferstehungen: Karfreitag



Psalm 22 (Auszüge; nach der Luther-Bibel)

2. Mein GOtt, mein GOtt, warum hast du mich verlassen? Ich heule, aber
meine Hilfe ist ferne.

3. Mein GOtt, des Tages rufe ich, so antwortest du nicht; und des
Nachts schweige ich auch nicht.

4. Aber du bist heilig, der du wohnest unter dem Lob Israels.

5. Unsere Väter hofften auf dich, und da sie hofften, halfest du ihnen
aus.

6. Zu dir schrieen sie und wurden errettet; sie hofften auf dich und
nicht zuschanden.

7. Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und
Verachtung des Volks.

(...)

12. Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe; denn es ist hie kein
Helfer.

13. Große Farren haben mich umgeben, fette Ochsen haben mich umringet;

14. ihren Rachen sperren sie auf wider mich wie ein brüllender und
reißender Löwe.

15. Ich bin ausgeschüttet wie Wasser; alle meine Gebeine haben sich
zertrennet; mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzen Wachs.

16. Meine Kräfte sind vertrocknet wie ein Scherben, und meine Zunge
klebet an meinem Gaumen; und du legest mich in des Todes Staub.

17. Denn Hunde haben mich umgeben, und der Bösen Rotte hat sich um
mich gemacht; sie haben meine Hände und Füße durchgraben.

18. Ich möchte alle meine Beine zählen. Sie aber schauen und sehen
ihre Lust an mir.

19. Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein
Gewand.

(...)

Die Inspiration für die Kreuzigungsszene des Markusevangeliums; für gläubige Christen eine Prophezeiung der Leiden Jesu am Kreuz, für gläubige Juden hingegen eine fehlerhafte Übersetzung.

April 09, 2009

Die Woche der Auferstehungen: Attis


Der phrygische Gott Attis passt eigentlich nicht so gut in das Bild des sterbenden und auferstandenen Gottes, obwohl auch er als Fruchtbarkeits- resp. Vegetationsgott als solcher verehrt wurde. Wie bei Dionysos gibt es auch vom Attis-Mythos mehrere Varianten, wobei auch Elemente der Tammuz-/Adonis-Erzählungen eingeflossen sind.

Wir wollen uns auf diejenige beschränken, laut der Attis durch die Gnade des Zeus nicht leiblich, sondern als ewig grüne Pinie wiedergeboren wurde. Zuvor war Attis verblutet, als er sich in einem Anfall von Wahn selbst die Genitalien abschnitt. Dieser Wahnzustand war eine Reaktion auf das Erscheinen der in ihn verliebten Kybele während des Hochzeitsfestes von Attis und der Tochter des Königs der phrygischen Stadt Pessinus. Nun war es so, dass Kybele und Attis zwar Liebhaber gewesen waren, aber beide eigentlich zwei Facetten der gleichen Person darstellten: des/der zweigeschlechtlichen Dämons/in Agdistis. Die Zweigeschlechtlichkeit von Agdistis war den Göttern des Olymp ein Dorn im Auge, weshalb sie Agdistis das männliche Geschlechtsteil abschnitten. Die nunmehr weibliche Agdistis lebte fortan als Kybele, auch "Grosse Mutter" genannt, weiter, aus dem abgetrennten Penis wurde hingegen ein kräftiger Mandelbaum. Als Nana, die Tochter des Flussgottes Sangarios, eine Frucht des Baumes in den Schoss fällt, wird sie (unbefleckt) mit Attis schwanger...

In gewisser Weise wiederholt sich also bei Attis im Tod die Zeugung.


N.B. Attis erkennt man dadurch wieder, dass er immer mit einer Jakobinermütze (französisch: "bonnet phrygien") auf dem Kopf dargestellt wird.

April 08, 2009

Die Woche der Auferstehungen: Dionysos (Zwei Varianten)

Dionysos, ein weiterer Gott der für Tod und Wiedergeburt steht, zeichnet sich von den anderen auferstandenen Gottheiten dadurch aus, dass bei ihm das zweite Leben das eigentliche ist, der Geburtsmythos und der Auferstehungsmythos direkt verknüpft werden, dies in beiden existierenden Varianten:
1) Dionysos ist der Sohn von Zeus und der sterblichen Semele, der Tochter König Cadmus' von Theben. Durch die eifersüchtige Hera dazu verleitet, stirbt die schwangere Semele als Zeus ihr den Wunsch erfüllt sich ihr in seiner wahren, in seiner göttlichen Gestalt zu zeigen. Zeus rettet den ungeborenen Dionysos in dem er ihn in seinen Oberschenkel einnäht. Schliesslich entlässt Zeus das Kind auf der Insel Ikaria, weswegen Dionysos als der "von zwei Müttern getragene", bzw. der "zweifach geborene" ist.
2) Dionysos ist der Sohn von Zeus und Persephone, der Königin der Unterwelt (die in verschiedenen Fassungen der Mythen selber eine Tochter von Zeus ist). Die eifersüchtige Hera schickt die Titanen los, um das Kleinkind Dionysos zu töten. Die Titanen reissen das Kind in Stücke, und essen alles auf bis auf das Herz, das gerettet werden kann. Zeus legt das Herz in Semeles Schoss (nach anderen Überlieferungen isst Semele das Herz auf), die das Kind ein zweites Mal zur Welt bringt.

April 07, 2009

Die Woche der Auferstehungen: Krishna


Obwohl Krishna eine recht spannende Gottheit ist, so ist die Geschichte von seinem Tod und seiner Auferstehung doch vergleichsweise banal (geschildert wird sie im 16. Buch der Mahabharata, der Mausala Parva). Es begab sich so: am 18. Februar des Jahres 3.102 vor unserer Zeitrechnung, um 2 Uhr nachmittags, stösst ein Jägersmann auf den unter einem Baum in tiefer Meditation versunkenen Krishna. Der offenbar etwas schwersichtige Jäger hält den blauhäutigen Schäfer für Dammwild, und trifft ihn mit einem Pfeil an der Ferse, was, ähnlich wie bei Achilles, zum sofortigen Tod führt. Als sich der erschrockene Schütze jedoch der Leiche nähert, schlägt Krishna wieder die Augen auf, und steht in einem gelben Anzug vielarmig vor dem verdutzten Jäger. Krishna tröstet den Jäger und steigt anschliessend mit viel Getöse gegen Himmel auf. Der Augenblick des Todes Krishnas markiert den Anfang des Kali Yuga, des dunken Zeitalters, in dem wir uns nunmehr seit über 5.000 Jahren befinden. Und das alles wegen einem schwersichtigen Jäger!


P.S. Im Internet findet man Angaben darüber, dass Krishna gekreuzigt worden sei und sich die Erde verdüstert habe usw. Das ist aber gelinde gesagt Bullshit, und geht wohl auf den französischen Sachbuch- und Abenteuerroman-Schreiber Louis Jacolliot zurück, der sich im 19. Jahrhundert mit den Parallelen zwischen Krishna und Jesus auseinandergesetzt hat.


April 06, 2009

Die Woche der Auferstehungen: Osiris


Osiris, Sohn des Geb und der Nut, sterblicher König von Ägypten, wird von seinem eifersüchtigen Bruder Set und 78 Mitverschwörern verraten, und anlässlich eines Banketts dazu verleitet, sich in einen seiner Körperform angepassten Kasten zu legen. Der verräterische Bruder nagelt den Kasten zu, und schmeisst ihn in den Nil. Osiris ertrinkt im verschlossenen Kasten (seitdem ist es Brauch Menschen in Särgen zu bestatten). Der Sarg schwimmt bis nach Byblos im heutigen Libanon. Osiris' Ehefrau Isis findet ihn dort nach langer Suche, und bringt die Leiche zurück nach Ägypten. Jedoch entdeckt Seth die Leiche, und zerteilt sie in 14 Stücke, die er im Nil verteilt. Isis gelingt es erneut, alle Stücke wieder zu finden, bis auf den königlichen Penis, der von einem Fisch gefressen worden war. Mit Hilfe von Anubis gelingt es ihr die übrig gebliebenen Stücke wieder zusammen zu fügen und Osiris vorübergehend zum Leben zu erwecken. Der untote Osiris zeugt auf mystische Art und Weise mit Isis einen Sohn, Horus. Anschliessend wird Osiris einbalsamiert und begraben; die Götter sind jedoch von Isis' Hingabe so beeindruckt, dass sie Osiris im Jenseits zum Leben erwecken und ihn zum Herrn über das Totenreich und den Richter über die Seelen der Verblichenen macht. Durch Osiris' Tod und Auferstehung wird so das Leben nach dem Tod für alle Sterblichen ermöglicht.

April 05, 2009

Die Woche der Auferstehungen: Dumuzi und Inanna

Es ostert sehr. Zum Fest der Auferstehung wollen wir in den kommenden Tagen einige von den Toten auferstandene Götter und Helden kurz vorstellen.

Dumuzi (babylonisch: Tammuz, hellenisiert: Adonis), der Schäfer, Ehemann von Inanna, der sumerischen Göttin der Liebe; in der sumerischen Mythologie fungiert der ursprünglich sterbliche Hirte und Urahn von Gilgamesh als Vegetationsgott. Die Ehe zwischen Dumuzi und Inanna sichert die Fruchtbarkeit der Felder wie der Lenden.
Inanna (babylonisch: Ischtar) beschließt eines Tages in die Unterwelt zu ihrer Schwester Ereshkigal hinabzusteigen, wird jedoch von Ereshkigal getötet und nach drei Tagen wieder auferweckt. Nach ihrer Rückkehr aus der Unterwelt ist Inanna entsetzt, dass ihr Ehemann Dumuzi sie nicht betrauert, und befiehlt den Dämonen Dumuzi selbst in die Unterwelt hinab zu ziehen. Dumuzis Tod hat das Verdorren der Felder, das Einsetzen einer großen Sommerdürre zur Folge. Dumuzi gelingt es - dank der Hilfe des Gottes Utu - der Unterwelt zu entkommen und zu seiner Schwester Geshtinanna, der Göttin des Weines, zu fliehen. Schliesslich entscheidet Inanna, dass Dumuzi jedes Jahr sechs Monate in der Unterwelt verbringen muss und dann wiederum sechs Monate von seiner Schwester Geshtinanna abgewechselt wird. So stirbt Dumuzi seitdem jedes Jahr auf ein Neues, wenn die Ernte eingenommen wird, begleitet vom Jammern und Wehklagen der weiblichen Bevölkerung (vergleiche Ezechiel 8,14), und kehrt nach sechs Monaten pünktlich zurück, so dass die neue Saat spriessen kann...

As the farmer, let him make the fields fertile
As the shepherd, let him make the sheepfolds multiply,
Under his reign let there be vegetation,
Under his reign let there be rich grain

(The Courtship of Inanna and Dumuzi)

Frauen aus Japan

Japan scheint mit Abstand die höchste Frauenband-Quote weltweit zu haben. Hier im Westen sind Bands ohne männliche Beteiligung vielleicht nicht mehr ganz so ein Kuriosum wie in den Siebzigern, aber doch eher die Ausnahme (man überlässt den Frauen die Leadsängerinnen- bzw. Blickfangrolle); in Japan hingegen hat man den Eindruck, dass es genausoviele Frauen- wie Männerbands gibt. Woran's liegt? Vielleicht an der Vorreiterrolle von Yoko Ono?

Shonen Knife - Riding on the rocket



The 5.6.7.8.s - Motorcycle Go-Go-Go!



The Planets - Crazy Love


April 04, 2009

Libertäre Presse

Am 1. April ist die erste Ausgabe von Shawn Wilburs LeftLiberty erschienen, eine vor allem auf die Geschichte und Literatur des Mutualismus fokussierte Zeitschrift, einsehbar hier. Das Format ist allerdings das in linkslibertären Kreisen populäre der Vorlage zum Selbstausdrucken, was nicht unbedingt das Lesen am Bildschirm vereinfacht...

Höhepunkt der ersten Nummer ist für mich ein erster Einblick in eine fourieristische Parallelweltgeschichte, die fortgesetzt werden soll. Daneben findet man auch weitgehend in Vergessenheit geratene Texte von Benjamin Tucker und William B. Greene, wobei der Text "The blazing star" von letzterem auch zeigt, dass - gelinde gesagt - okkultes Denken der anarchistischen bzw. libertären Bewegung im 19. Jahrhundert nicht unbedingt fremd war.

Addendum: es gibt letztendlich doch die Zeitschrift auch als konventionelles Pdf-File.